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Ist der tägliche Obstkorb schon betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)?

Seit 2009 ist es durch den § 84 SGB IX gesetzlich verankert, sich als Unternehmer um die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu kümmern. Vieles ist inzwischen passiert. Doch wie verbreitet sind BGM-Maßnahmen wirklich? Was wird in den Unternehmen tatsächlich angeboten und zeigt auch messbare Erfolge?

Wunsch und Wirklichkeit

Der Wunsch eines jeden Unternehmens ist es, gesunde und motivierte Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu beschäftigen. Die Ziele sind wenige Ausfallzeiten, wenig bis gar keine Fluktuation, wenig Gegenwind aus der Belegschaft und immer wachsende Umsätze und Weiterentwicklung. Das geht nicht von selbst.

Die Realität sieht anders aus: ständig wachsende Zahlen von Arbeitsunfähigkeit im psychischen Bereich und neue Arbeitszeitmodelle, die die Mitarbeiter nicht gerne mittragen. Häufige Fluktuation und wenig Bindung an die Unternehmen sind leider auch die krausame Realität. Der Gründe dafür sind die hohen Zahlen an Fachkräftebedarf und die Schwierigkeit, dass sich Bewerber häufig nicht mehr an bekannten Rahmenbedingungen messen lassen oder anpassen möchten. Außerdem gibt es neue gesellschaftliche Entwicklungen, wie etwa die Teilzeitmodelle für Mütter UND Väter und mehr Lebensfreizeit statt Präsenz im Unternehmen (Homeoffice).

Einfache pragmatische Lösungen für kleine und Kleinstunternehmen im Bereich BGM sind gefragt. Ein Beispiel:

Allseits beliebt ist der tägliche Obstkorb oder Obstteller für die Mitarbeiter. Dieser macht ja auch Sinn. Statt Keksen, Schokolade oder der in Bayern allseits beliebten Leberkässemmel, ist ein Stück Obst mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen ein Energielieferant der ersten Güte. Jederzeit bereitgelegt, für jeden verfügbar und gut im Geschmack. Dass man gern mal verklebte Finger hat, die Tastatur oder anderes Arbeitswerkzeug durch das Essen am Arbeitsplatz in Mitleidenschaft gezogen wird, ist nebensächlich.

Welche Bedeutung hat dieser Obstkorb nun aber wirklich als BGM-Maßnahme?

Eine vernünftige Ernährung gehört ohne Zweifel zum Erhalt der Gesundheit und ist im betrieblichen Umfeld sicherlich eine einfache und sinnvolle Maßnahme.

Nur, welche tiefergehende, nachhaltige Wirkung soll der Obstteller haben? Diese Frage möchte ich Ihnen stellen. Ist der Obstkorb als BGM Maßnahme sinnlos oder wertvoll? Der Obstteller beruhigt lediglich in einem geringen Grad das Gewissen der Verantwortlichen, die für das betriebliche Gesundheitsmanagement verantwortlich sind. Oder steckt doch mehr dahinter?

Möglichkeit: Assoziation mit einer Orange

Idee: Wenn ich Obst, das geschält werden muss, vielleicht sogar von „Ballast“ befreie durch das „Schälen“, wird es schon interessanter.

Hier am Beispiel einer Orange: Man schält diese langsam und sorgfältig. Dann befreit man die einzelnen Spalten von der Haut, um zum intensiven Duft der Frucht vorzudringen. Daraufhin kann man den herrlich erfrischenden Saft und dem unglaublichen Genuss genießen mit dem belebenden Geschmack einer vollsaftigen reifen Orange – herrlich. Und weiter verwerten tun wir das alles, wenn wir es entsprechend genießen mit all unseren Sinnen. Die positiven Eindrücke durch das Sinnerlebnis, das wohlige angenehme Gefühl nach dem Essen, der Wirkung aller bedeutsamen Inhaltsstoffe und nicht zuletzt das Ankurbeln der Verdauung – Dies zeigt einen vielfachen Mehrwert.

Übertragen auf BGM heißt das dann also, Strukturen aufbrechen oder schälen, Ballast abwerfen, Vordringen zu dem wirklich Guten. Ob das beispielsweise neue Arbeitszeitregelungen sind oder eine ergonomische Neubewertung der Arbeitsplätze bedeutet, ist in diesem Fall nebensächlich. Aber auch eine Anpassung des Führungsstils an die modernen Anforderungen der heutigen Mitarbeiter kann eine Maßnahme sein sowie beispielsweise ein Zusammenschluss von Klein- und Kleinstunternehmen um BGM-Maßnahmen überhaupt für die Mitarbeiter möglich zu machen.

Fazit zu BGM

Alles im BGM sollte nur ein Ziel haben: Das BESTE rausholen und positiv weiter verwerten zum Nutzen der Mitarbeiter und des Unternehmens.

Oder wie sehen Sie das? Ich freue mich auf Ihre Reaktionen und Anregungen.

Sylvia Hohenreiter
Leiterin Training/Director training Wanner GmbH
Betriebliche Gesundheitsmanagerin/Uni HH
Gesundheitscoach/ECA