Quelle: Reinhold Wanner

Zum Jubiläum: 20 Jahre „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ – und nun?

Obstkorb, Rückenschule, Raucherentwöhnung u. ä. kennt inzwischen fast jeder Mitarbeiter eines kleinen, mittelständischen und großen Unternehmens. Seit 1998, also schon 20 Jahre soll BGM in Unternehmen implementiert werden. Es soll zur Verbesserung der Arbeitsgestaltung, Arbeitszufriedenheit, Gesundheit der Mitarbeiter und der gesamten Unternehmensstruktur beitragen. Sind die Wünsche und Visionen Realität geworden? Bei nur ca. 4 % der Mitarbeiter, von Unternehmen unter 500 Mitarbeitern mit einem max. Umsatz von 50 Mio. €, wird BGM überhaupt als konstruktive Zusatzleistung mit „Gewinn“ wahrgenommen.
(*Umfrage vom Februar 2016 durch alfons breu consulting in einer repräsentativen Umfrage bei 126 Unternehmen)

Woran liegt das?

Jeder Befragte wird mit Sicherheit die Gesundheit als höchstes Gut erachten und auch wissen, was gesund bzw. ungesund ist. Jeder Befragte wird auch wissen, dass Gesundheit und gute Arbeit bzw. Arbeitszufriedenheit zusammengehören und diese sich gegenseitig beeinflussen. Warum hat dann BGM einen so geringen Stellenwert bei Mitarbeitern?

  1. Auf welche Weise werden die Angebote kommuniziert?
  2. Wie werden die Mitarbeiter in die Gestaltung/Auswahl der Maßnahmen integriert?
  3. Wer sind die richtigen Partner?
  4. Wie und wo zeigen sich Erfolge der Maßnahmen?
  5. Sind die Maßnahmen an die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter ausreichend„angepasst“?
  6. Wie hält man die Mitarbeiter „bei der Stange“?
  7. Wieviel zeitlicher und finanzieller Aufwand muss/soll betrieben werden?
  8. Wie kann man BGM weiterentwickeln und in die Unternehmenskultur dauerhaft einbinden?
  9. Sind BGM Maßnahmen sinnvoll, kosteneffizient und nachhaltig?

Die oben genannten Punkte verdeutlichen wie komplex das Thema „betriebliches Gesundheitsmanagement“ ist. Es zeigt, welch hohe Zahl an „Fehlerquellen“ bei der Einführung, Durchführung und kontinuierlichen Weiterentwicklung vorhanden sind. Auch ist in den vergangenen Jahren viel verbrannte Erde durch wenig qualifizierte Berater und Angebote hinterlassen worden. Auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen staatlichen Organen gestaltet sich mitunter nicht einfach und wirkungsvoll. Dazu zählen gesetzliche Krankenkassen und Berufsgenossenschaften.

Soll Sie das abschrecken?

NEIN, im Gegenteil – es soll Sie inspirieren und anspornen. BGM ist ein wirkungsvoller, organisatorisch und strategisch wichtiger Baustein für ein zukunftsorientiertes und erfolgreiches Unternehmen. Es macht sich Gedanken um seine Mitarbeiter und möchte nicht nur Zufriedenheit sondern auch Bindung an das Unternehmen erreichen.

Aber BGM ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen!

Ernsthafte Bemühungen im Rahmen eines sinnvollen BGM kratzen nicht an der Oberfläche – siehe Obstkorb, Rückenschule, Raucherentwöhnung etc.
Ernsthaftes BGM bedeutet, sich nicht an festgefahrenen Strukturen festzuhalten. Es bedeutet, Abläufe und Prozesse zu verändern, sich aktiv mit den Mitarbeitern auseinanderzusetzen, ins Gespräch zu gehen und anhaltend den Veränderungsprozess zu begleiten. Das erfordert von allen Verantwortlichen sehr viel persönliches Engagement und Veränderungswillen. Außerdem ist die Aufgabe, sich von alten Denkmustern und Führungsstilen zu entfernen und Kritik- und Konfliktfähigkeit an den Tag zu legen.

Wir sind lange noch nicht am Ende mit BGM!

Wie wollen wir den Herausforderungen der Gegenwart und der kommenden Jahre entgegen treten? Diese beziehen sich auf den Fachkräftemangel, massive Zunahme der älteren (50+) Arbeitnehmer, Digitalisierung und gesellschaftlicher Veränderungen im betrieblichen Umfeld.

Die vergleichsweise wenigen Unternehmen, die erfolgreich und mittel- und langfristig eigeninitiativ BGM betreiben, sind Vorreiter und können viele Erfahrungen weitergeben. Die sich engagierenden Organisationen und Verbände sind hervorzuheben. Denn diese bemühen sich schon lange, Unternehmen zu motivieren, zu unterstützen und zu begleiten bei der Einführung von BGM. Das ist aber eben lange noch nicht genug. Wir müssen das Rad gemeinsam weiterdrehen und auch kleine Unternehmen mit einbinden. Kreative Ideen und  vermeintlich „aberwitzige“ Vorschläge als Maßnahmen im Rahmen von BGM können gar nicht verrückt genug sein. Hauptsache sie sind wirkungsvoll und nehmen die Mitarbeiter überzeugt mit auf die Reise zu einem gesünderen Arbeiten… auf DAUER!

Machen Sie den ersten oder den nächsten Schritt – es lohnt sich!