Einflüsse der Firmenkultur bei der Nachfolgeberatung
Auswirkungen der Nachfolge auf die Firmenkultur in KMUs nehmen oft kritische Formen an
Eine Unternehmensnachfolge bringt vielfältige Herausforderungen für den Unternehmer, den Nachfolger sowie die Mitarbeiter mit sich. Finanzielle Aspekte und auch Erbfragen lassen sich gezielt mit dem Steuerberater und dem Notar regeln. Allerdings ergeben sich im Unternehmen oft auch schwer überwindbare, anders gelagerte Problemstellungen für die Nachfolger. Herr Wanner betreut nun schon seit 2013 Unternehmensnachfolgen in den unterschiedlichsten Branchen in Handwerk und Industrie und kann von vielfältigen Themen berichten, die zwingend von den Nachfolgern zu lösen sind. Denn diese bringen nicht nur Ineffizienzen mit sich. Sie können auch zum Weggang der heute schwer zu findenden Fach- und Führungskräften führen. Dies kann zum Verlust von Margen bzw. Ertrag, zu Know-how-Verlust bis hin zu wirtschaftlich bedrohlichen Situationen führen.
Die Firmenkultur
Explizit soll heute auf ein zentrales Thema hingewiesen werden – die Firmenkultur! Es ist nicht von Relevanz, ob die Nachfolge mittels eines internen, eines externen oder eines familieninternen Nachfolger gelöst wird. Man stellt in der Beratung fest, dass die heute ausscheidenden Unternehmenslenker im Mittelstand eher einen patriarchischen Führungsstil in der Vergangenheit vertreten haben. Deren Nachfolger aber leben meist einen team- und/oder ergebnisorientierten Führungsstil.
Als Resultat dieser eher unwichtig erscheinenden Tatsache ergeben sich schwerwiegende Auswirkungen
In der „alten Zeit“ wurden die Mitarbeiter direkt vom Inhaber angesprochen und es wurde ihnen unmissverständlich mitgeteilt, was sie wie zu tun und zu lassen haben. Dabei war es auch jedem Mitarbeiter klar, dass ein Verstoß gegen die Regeln Restriktionen nach sich ziehen wird. So war jeder Mitarbeiter ein direkter “Erfüllungsgehilfe“ des Inhabers und wurde eindeutig, direkt und klar informiert, was verlangt wird. Der Mitarbeiter hatte typischerweise weniger Kreativität und Eigeninitiative an den Tag zu legen und letztlich musste er kaum Entscheidungen fällen.
Die neue Ära der Firmenkultur
In der heutigen Zeit gibt es allerdings teamorientierte Chefs, welche eine andere Führungsstrategie verfolgen. Mit dieser anderen Firmenkultur kann es typischerweise zu folgenden Phänomenen kommen:
- Die Mitarbeiter fühlen sich vom Chef alleine gelassen und nicht richtig informiert. Dies hat den Grund, dass er ihnen mehr Freiheiten gibt und auch Eigenständigkeit verlangt.
- Sie wissen nicht wirklich, was sie wie tun sollen und sind unsicher und frustriert.
- Bei Mitarbeitern mit hohem Selbstbewusstsein kann es zu Überreaktionen kommen, indem sie Dinge entscheiden, die risikoreich sind und nicht in deren Kompetenzbereich liegen. Schäden sind vorprogrammiert.
- Das sich einstellende Vakuum, das beim Mitarbeiter entsteht, wird typischerweise nicht nur Verunsicherung auslösen, sondern auch das Gefühl, dass man nichts mehr bewegen kann und darf, weil die Vorgaben fehlen. Obwohl es real exakt anders herum sein könnte.
- Letztlich kommt es zu Kündigungen und Know-how-Verlust.
- Der neue Chef fühlt sich von den Mitarbeitern oft nicht ernst genommen, da diese die direkte und klare Ansprache erwarten und nicht den neuen Freiraum, den sie aus der Erfahrung heraus so nicht ausfüllen können. Und so signalisieren die Mitarbeiter diesen Bedarf, den der neue Chef meist aber nicht deckt.
- Er versteht nicht, wieso die Mitarbeiter nicht wissen, wie sie was zu tun haben, obwohl sie das schon oft seit Jahrzehnten getan haben.
- Der Chef sieht sich mit Themen wie Informationsmangel, Mitarbeiterverlusten und teilweise Anspielungen auf fehlende Kompetenz konfrontiert, obwohl dies meist nicht gegeben ist.
- Der neue Chef versteht nicht, wieso definierte Bereichs- oder Abteilungsleiter nicht aktiv entscheiden und letztlich ihren Job nicht verrichten, sondern darauf warten, bis er aktiv wird.
Er fragt sich, ob er alles selbst tun muss, obwohl er teure Leiterfunktionen bezahlt.
Wie kann man dieses Problem lösen?
Nur um einige Bilder zu zeichnen, die im realen Leben so entstehen können bzw. sich bei Projekten der Wanner GmbH gezeigt haben. Mit einer gewissen Distanz von außen betrachtet, ist einem die Situation klar. Doch, wenn man im Hamsterrad des Unternehmens fleißig das Rad dreht, kann man diese eingefahrenen Bahnen und die neuen negativen Entwicklungen kaum verstehen. Es wird notwendig, die Thematik strategisch und im Überblick mit den Führungskräften aktiv zu bearbeiten. Entweder hat der neue Firmenlenker die Übersicht und die Moderationsfähigkeit, oder er holt sich von außen diese Funktion hinzu. Je früher diese Mechanismen verstanden und aktiv gelöst werden, desto besser ist es für die Firmenkultur und das gesunde Fortkommen des Unternehmens. Je länger sich die beschriebenen Phänomene in der Firma ausbreiten, umso mehr Schaden entsteht. Dies führt zu einem immer schwieriger werdenden Zustand für einen Coachingsprozess, der versucht, das Thema zu lösen.